2005-08-04

Ein Tag auf See

Ich werde mich nie wieder über irgendwelche Bootstouren beschweren, nie wieder schlecht reden über beleibte Touristen, die ihre noch beleibteren Kinder vor sich her schieben, es einfach akzeptieren, dass eine Tour manchmal der einzige Weg ist, in einem gewissen Zeitrahmen ein tolles Erlebnis zu haben.
Klar war ich schon einmal auf dem Großglockner oder habe einen Gletscher in Island befahren, aber die Tour heute den ganzen Tag gehört zu der Sorte 'that knocks your socks off'! Wahrscheinlich ist keins meiner Fotos was geworden, denn die die spannendsten Augenblicke fängt man mit keiner Kamera - zumindest als 'Nicht-Fotograf' - ein.
Gestern hab ich durch ganz einfaches Fragen in der hiesigen Tourist-Information ganz leicht ein B&B gefunden, das in einem sehr luxuriösem Haus ist. Die Vermieterin hat mir diese Tour empfohlen und ich hatte sowieso vor, zwar von einem andren Ausgangspunkt, mir die direkt ins Meer kalbenden Gletscher anzuschauen. Diesmal hat der Blick auf die Landkarte, in der die Tour eingezeichnet ist, die Dauer von 9 1/2 Stunden rechtfertigt.
Von einem brandneuem Katamaran aus, der nur halb ausgebucht war, gab es jede Menge Natur zu sehen. Schneebedeckte Berge sind ja für uns an sich nichts Außergewöhnliches, aber vom Meerspiegel aus gesehen hat das durchaus eine andere Dimension.
Das Ruderhaus stand offen und machte diesen Ausflug noch kurzweiliger. Einziger Wermutstropfen war der Kapitän im 'VoKuHiLa'-Look, der unheimlich wichtig die Scheibenwischer aus- und einschaltete. Ich weiß, ich werde schon wieder zynisch, aber ich denke, wenn schon jemand mit Menschen zu tun hat, und das hat er in der Tat den ganzen Tag machen müssen, den auf der Brücke war ganz schön was los, dann sollte man sich auch dem entsprechend verhalten (er hätte den Zugang zu seiner Heiligkeit ja auch verwehren können).

Immer wieder war das Wappentier der Alaskaner, der 'Bold-Eagle' (Weisskopf-Seeadler) zu sehen, an den Süsswassermündungen sprangen die Lachse aus dem Wasser, und bei der Rückfahrt blies ein Wal seinen Atem in die Luft. Es war einfach herrlich.
Noch während ich das tippe, sind meine Finger klamm, denn es war ganz schön kalt da draußen, auf See, die Sucht nach immer weiteren Entdeckungen hat mich immer wieder aus der warmen Kabine gezogen. Es regnete den ganzen Tag und ich war froh, dass dieses neue Boot angenehm große Fenster hat.

Jetzt am Abend hab ich noch laichende Lachse beobachtet. Ein wenig außerhalb der Stadt Valdez gibt es eine Plattform über einen Bach. Es ist faszinierend und traurig zugleich, denn zwischen den zappelnden Pärchen im seichten Wasser treiben die bereits verendeten wieder stromabwärts.