2005-08-06

Higway #1

Im B&B in Valdez treffe ich Leute aus England (Yorksher) und es ist irgendwie absurd, denn deren Englisch klingt so anders, dass selbst sie teilweise Schwierigkeiten bei der Verständigung haben. Ich schwärme von meiner Tour vorgestern während wir gemeinsam frühstücken - und uns über die Preise beklagen..
Dann habe ich es fast ein wenig zu eilig, meinem nächsten Ziel entgegen zu cruisen. Als ich schon durch den Keyston Canyon, ueber den Thomson Pass, am Worthington Gletscher vorbei bin, fällt mir ein, dass ich in Valdez noch ins Museum gehen wollte und mich über die Aus- und Nachwirkungen des Exxon-Valdez Unfalls zu informieren. Es macht einen misstrauisch, wenn etwas schön geredet wird.
Auch wenn ich den Highway von Valdez nach Glannallen bereits gefahren bin ist es wieder eine tolle Fahrt. Die Sicht ist heute klarer und ich kann wieder stundenlang Gegend genießen (Gegend gibt's hier genug..). An der Tankuhr lässt sich fast die Zeit ablesen und obwohl ich keine Probleme beim Autofahren hab' wünsche ich mir manchmal einen Fahrer. Der Anblick der Wiesen - die von oben betrachtet harmlos grün sind - ist wunderschön, wenn man flach über sie hinwegblickt. Die Spitzen der Grashalme färben dann diese sumpfigen Böden in ein leichtes Rosa.
Mit vollen Tanks (übrigens sind die Benzinpreise mein geringstes Problem) komme ich gestern 'nur' bis Palmer, zu oft muss ich das Tempo drosseln oder überhaupt stehen bleiben. Am Matanuska Gletscher spaziere ich dann über das 'ewigen' Eis. Die Formen und Farben, die so ein Gletscher bildet und die sich ständig verändern sind einfach faszinierend. Eigenartigerweise musste ich dafür Eintritt zahlen und irgend einen langen Contract unterschreiben, der - soweit ich es verstanden habe - den Betreiber (es war nicht zu erkennen, was der betrieben hat) von allen Pflichten freispricht und darauf hinweist, dass es gefährlich ist den Gletscher zu betreten / nona.
Zuerst ist der Untergrund schlottrig, dann sandig, dann fast schlammig, wie ein feiner flüssiger Beton und dann fängt der Boden unter den Füssen an zu knirschen. Eis. Die Luft wird merklich kühler und immer deutlicher sind die Spalten und Risse, in denen meisten Wasser läuft, unter den Steinen erkennbar. Tausende kleine Löcher 'brennen' sich nebeneinander ins Eis, wenn die Steine von der Sonne erwärmt werden.
Ich weis nicht zum wie vielten mal sich meine noch in Wien doch teuer erstandenen Trekking-Schuhe bezahlt machen. Auf dem z.B. Gletscher kann ich mich sicher bewegen und merke abends kaum, dass ich sie einen ganzen Tag getragen habe.
Würde ich all die Motive, vom Panorama bis zur Blüte, vom Wasserfall bis zur Wolkenstimmung, vom Karibu zum Corvus Corax wirklich alle abspeichern, käme ich überhaupt nicht vorwärts. Vorgestern auf dem Schiff hab' ich schon gedacht, ich könnte dem Gletscher tagelang zuschauen, mit dem Fernstecher die Wälder nach - nach irgendwas absuchen...
Und wenn sich dann zum x-ten mal nach einer Kuppe wieder ein neuer Blick auftut bleibt die Kamera im Beutel und ich tauche einfach hinein..

Ein großes Ziel liegt noch vor mir: Die Insel Kodiak. Es wäre eine gute Jahreszeit Bären und Lachse, Adler und Fischotter beobachten zu können. Noch ist nicht klar, ob die Zeit dafür reicht, aber den Erzählung nach wirklich (really, really) ein lohnendes Ziel.