Wie gesagt, das Programm ist abgeschlossen. Jetzt kommt der Urlaub. Ich bin fast ein wenig schneller als geplant unterwegs, denn die Wettervorhersagen lassen einen Besuch des Denali-Nationalparks am Wochenende fast unmöglich erscheinen. So beschließe ich noch am Donnerstag aufzubrechen.
Irgenwie schade, gerade wenn's gemütlich wird, wenn mich der Kellner im Roadhouse wiedererkennt, am Flugplatz noch ein Tail-Tragger Rating auf mich wartet, den neuen Freunden auf Wiedersehen zu sagen. Wer weiß, ob ich die je wiedersehe. Wahrscheinlich passiert das noch öfter.
Nach gut zwei Autostunden nordwärts miete ich mich in den Lazy-Cabins ein, und zappe gespannt von einem Kanal zum nächsten um ja alle Wettervorhersagen mitzubekommen. Natürlich kommt mir noch ein Spielfilm unter, der - oh höre und staune - ohne Werbung über Satellit zu empfangen ist. Erstaunlich. Nach elf ist es immer noch so hell, dass ich gerne die Vorhänge zuziehe.
Freitag morgens ist das Wetter wirklich wie vorhergesagt. Es mag als nicht besonders aufregend erscheinen, in einem Bus durch den Park kutschiert zu werden. Aber die kleine Gruppe, die mit mir die selben Tour gemacht hat, teilt durchaus mein Empfinden. Mann muss wirklich gut vorbereitet und in guter Form sein, wenn man auf eigene Faust den Lebensraum von Wölfen, Grizzly's, Karibus, und den berühmten nordamerikanischen Elchen betritt. Es sind auch gar nicht so viele, die sich das 'antun'. Den Tag verbringe ich also im Bus, der immer wieder stehenbleibt, wenn etwas Aufregendes zu sehen war. Jeder konnte sich kaum entscheiden, wohin man blicken sollte. Ich erinnere mich an den Krueger Nationalpark in Südafrika, der einfach riesig ist und man immer etwas Glück haben muss, um ein Tier zu entdecken. Im eigenen Auto wird das doppelt schwierig weil man ja auf die Strasse gucken muss..
Ich genieße die Fahrt, die den ganzen Tag dauert, uns tief in das Tundragebiet (etwa 100km) bringt. Immerhin sechs von den ca. 400 hier lebenden Grizzly's (das ist mehr als 1%!) gab es zu sehen. Der einzige nachteil so einer Tour ist natürlich, dass man nicht einfach so stehenbleiben kann. Die paar Fotos mit dem 600er-Tele werden wohl auch nicht besonders (werden), zu düster und wolkenverhangen waren die Lichtverhältnisse. Und dafür braucht man normalerweise ein Stativ.
In Healy, noch weiter nördlich bin ich dann einfach zu faul um herumzusuchen und akzeptiere die geschmalzenen $135 für eine luxuriöse Hütte. Nach einem Tag voller Motorengeräusch (der Bus war nicht gerade leise) war mir diese abseits gelegene Bleibe willkommen. Zu finden ist immer was. Jeder Motelbetreiber oder die von den vielen 'Cabins', weis jemand anderen wenn er selbst ausgebucht ist.
Auch an der Steilheit, wie hier die Satellitenschuesseln montiert sind erkennt man, wie weit nördlich das Gebiet ist. Die Tageszeit lässt sich kaum schäzen und es wird immer später....
Um ein wenig Geld zu sparen mache ich mir in der Hütte selbst Frühstück und bleibe den ganzen Vormittag. Die Vorhersagen stellen sich als richtig heraus und es regnet 'Katzen und Hunde'. An einen weiteren Tag im Park ist nicht zu denken.
Das Autofahren macht mir nichts aus - auch im Regen ist es hier nicht so schlimm -, wie mit einem Autopilot cruisen hier alle mit Tempomat gleich schnell. Ich werde so gut wie nie überholt und muss es selbst praktisch auch nie tun.
Ein kleiner Stopp in Nenana bestätigt mein Vorhaben weiter Richtung Faibanks zu fahren. Aus den Bergen heraußen, hat es in Nenana bereits fast 62 Grad Farenheit (etwa 16 Grad Celsius). Der Regen wird schwächer, und wenn die Bäume einen Blick in die Ferne frei geben, sehe ich bereits sonnige Stellen. Die Fahrt quer durch die Alaska Range geht durch immer grünere Wälder. Langsam mischen sich dazu die schlanken, wolligen Nadelbäume, die wie Stalagmiten aus dem Gebüsch der Tundra ragen. Ich kenne mich da ja überhaupt nicht aus in der Pflanzenwelt, nur ab und zu kann ich etwas identifizieren (Birkenwalder sind genau so leicht zu erkennen wie Eichhörnchen). Auf jeden Fall atemberaubend sind die Blicke über die weiten Ebenen, durchzogen mit Flüssen und der Horizont ist praktisch nicht erkennbar, verschmilzt mit dem Himmel.
Im historischen Städtchen 'Ester', kurz vor Faribanks bin ich direkt froh, dass noch alles geschlossen hat. Ein grosser Parkplatz und die Infos aus dem Reisfuehrer lassen ahnen, was hier los ist, wenn die Gift Shop's und Saloon's offen haben. In einer kleinen Bar etwas abseits gefällt's mir da schon viel besser. Ich komme mit 'Eingebohrenen' ins Gespraech und bestehe fast drauf kein normaler Tourist zu sein. Trotzdem werde ich meistens schnell als ein Alien erkannt...
Ganz in der Nähe des Flugplatzes in Fairbanks (ich kann's ja nicht lassen) finde ich ein Zimmer um nur $75! Dafür gibts Frühstück und Internet. Hier kann ich zwar keine Fotos einspielen, dafür gibt's diesen Roman ;-). Viele Dank für eure Reaktionen! Ich bin froh, dass ich ein wenig 'verfolgt' werde. Weitere Infos folgen sicher, sofern ich Zugang habe.