2005-08-13

Heimkehr

Die Logik der Natur ist nicht durchschaubar, oder ist es einfach Chaos? Die Geländeformen der Westküste lassen auf jeden Fall darauf schließen. Manchmal sind eindeutige Spuren erkennbar; Gletscher, Flüsse, die tiefe Täler schneiden. Dann gibt es wieder Formen, die für mein ungeübtes Auge unnatürlich erscheinen. Quer zu allen anderen Richtungen verlaufende Einschnitte, Buchten, die so viele Inseln haben, als wurde Packeis treiben. Die Zeichen von Bewohnern sind selten, manchmal schwer erkennbar, andere wiederum sehr eindeutig, wie Verletzungen - durch Kahlschlag oder Steinbruch.
Der Fensterplatz am Flug von Anchorage nach Seattle hielt mich eindeutig davon ab mein Buch weiter zu lesen. Sogar die Wolken betrachte ich eine Zeit lang von oben.
Weiter nach Kopenhagen war es nicht so angenehm. Eingepfercht in der Economy-Class - neben mir einer, der durchaus zwei Plätze bezahlen hätte müssen - fast zehn Stunden zu sitzen, ist schwer zu ertragen. Normalerweise kann ich im Flugzeug nicht schlafen, so auch diesmal nicht und sehe mir einen Film nach dem anderen an und unterhalte mich ein wenig mit der Sitznachbarin auf der anderen Seite.
Die Anschlussflüge sind jeweils gut auf einander abgestimmt, so dass ich völlig stressfrei, ohne stundenlangem Herumsitzen weiterreisen kann.
Andere Menschen würden sich vielleicht ein Auto kaufen mit der Menge Geld, die ich in den letzten Wochen losgeworden bin. Aber bis jetzt bereue ich keinen Cent. Na vielleicht ein paar. Ein klein wenig mehr Organisation - oder auch ein bisschen handeln - hätte den einen oder anderen Dollar gespart. Anyway.
Ich bin wieder zu hause. Muss mich an den alten Rhythmus gewöhnen. Dafür sind noch ein paar Tage Zeit.

2005-08-10

Ausklang

Es ist fast unmöglich, nein es ist unmöglich alles gesehene in Worte zu fassen. Es mit der Kamera einfangen detto. Es einfach gesehen haben ist das Schönste. Je länger man einen aufregenden, auf jeden Fall einzigartigen Ort genießt, desto besser kann man sich dann später daran erinnern.
In Homer, an der Südspitze der Kenai Halbinsel hab ich für den Ausklang meiner Reise einen schönen Platz gefunden. Das Ende des Highway #1. Ein ruhiges Städtchen, das keinen Durchgangsverkehr hat, einen mäßig großen Flughafen und die Touristen gehen alle fischen. Nachts wird das Rauschen des Meeres nicht vom Straßenlärm übertönt und ich verpasse nur knapp den Sonnenuntergang.
Es heißt, dass in Homer viele Künstler leben und es sieht wirklich so aus, als würden die Leute hier kreativer sein, gestalten ihre Häuser individueller. Selbst die Strassen sehen ein wenig anders aus. Die East-End-Road windet sich noch meilenweit der Küste entlang und bietet schöne Blicke über die Bucht.
Eine 10km lange Sandbank ('Homer Spit', entstanden durch einen Gletscher) mit dem Yachthafen an dessen Spitze ist Anziehungspunkt für viele Camper und Spaziergänger. Jede Menge Restaurants und 'Gift Shops' reihen sich hier auf Pfahlbauten aneinander.
Ich leistete mir ein teureres Zimmer als sonst, am Ortseingang etwas höher gelegen. Direkt vom Bett aus konnte ich die schneebedeckten Berge auf der gegenüberliegenden Seite der 'Kachemak Bay' sehen. Weiter im Westen waren die Umrisse des 'Augustien Vulcanos' erkennbar. Als sich abends das Meer beruhigte, wurden Gruppen von Seeotter sichtbar. Sie verbringen die meiste Zeit auf dem offenen Meer und sammeln sich, um die Nacht gemeinsam zu verbringen. Ich habe so viel gesehen, dass ich mir keine große Mühe mehr mache noch weiteres zu sehen und sitze eine ganze Weile einfach nur vor dem Zimmer in der Sonne.

Langsam wird es Zeit zusammenzufassen und mich auf die Rückreise vorzubereiten. Ich bin mehr als 2500 Meilen weit (unfallfrei) gefahren, hab nichts verloren, wurde nicht bestohlen, bin unverletzt und gesund (sicher freut sich mein Körper schon auf etwas gesündere Nahrung).
Habe Karibus, Grizzlies, Wale, Weisskopfseeadler, Seeotter und ein Prachtexemplar von einem Elch (Moose) gesehen, keines der vielen Eichhörnchen überfahren und mir tut jede riesige Libelle leid, die beim Jagen auf andere Insekten gegen meine Windschutzscheibe klatschte.
Durchaus in Bewegung ist mein Nacken beim Betrachten der vielen Flugzeuge gewesen. Teilweise waren es so viele, dass deren Motorengeräusche richtige Schwebungen entstehen ließen. Der Rest meines Körpers war weniger in Bewegung...
Die Prüfung für das Float-Rating (jetzt einmal eine amerikanische Lizenz) bestanden zu haben heißt für mich: ein Ziel erreicht. In der Aufregung und Konzentration entstanden beim Fliegen naturgemäß am wenigsten Fotos, aber das macht nichts.
Die Fahrt brachte mich durch Täler, in denen vor langer Zeit einmal die Gletscher alles aus dem Weg räumten wie Planierraupen. Das Wetter war größtenteils sehr angenehm. Die verschiedensten Stimmungen werden bedeutungsvoller, wenn sonst weit und breit nichts außer Natur ist. Einmal vom Wind verblasene Cirruswolken, die wie umgekehrte Sanddünen am Himmel hängen, ein andermal Cumulus an einer Bergspitze, die sie wie schwach aktive Vulkane aussehen lassen (statt der Schneefelder und Gletscher würden das dann die erkalteten Lavaströme sein).

Und doch war ich auf keinem anderen Planeten, wie man so schön sagt. Es ist Amerika. Die vielen Werbespots in Radio und Fernsehen, es wird alles billig gemacht und teuer verkauft. Vieles läuft gewissermaßen gewohnt ab. Die Kellner freuen sich über Trinkgeld, die Jungs lassen viel Gummi auf der Strasse, Hundehalter sind mit denen ohne Hund über Kreuz und die Mütter lieben ihre Babys.
Selbst die Natur folgt ihren Gesetzen. Das Wasser fließt talwärts (so ferne es ein Tal gibt und es einen Weg findet), die Blumen ziehen Insekten an, die Ameisen leben in Völkern - und im Wald da stehen die Bäume... viele Bäume...
Es hat alles eine andere Dimension, von einem Ort zum anderen kann es schon mal mehrere Autostunden sein, die Tage sind viel länger (oder viel kürzer). Manche sagen, Alaska sei einer der letzten sicheren Plätze. Ich glaube das nicht, es gibt viele sichere Plätze oder umgekehrt, es ist überall gefährlich. Es ist sehr schön hier im Sommer und ich glaube den Erzählungen der Einheimischen, dass der Winter schwer zu ertragen ist.

Meine Highlights:
* fliegen mit dem Wasserflugzeug, na klar
* ins Meer kalbende Glaetscher aus naechster Naehe betrachten (vom Wasser, aus der Luft)
* chinesisches Essen
* Fahrt über den Richardson Highway von Delta Junction nach Valdez
* Goldwaschen
Blos nicht mehr:
* eine Bootstour auf dem Chena River in Fairbanks!!
Das naechste Mal:
* eine Cross-Country-Safari mit einem Wasserflugzeug
* weiter Abseits zu Indianer- oder Eskimodörfern
* mehr bzw. überhaupt Wandern
* Camping
* nicht alleine auf Tour gehen

Vielen Dank für Eure Kommentare, die für mich immer ein Freude waren!

..und aufs Heimkommen freu' ich mich jetzt auch schon..

2005-08-08

Harding Ice Field

Gestern am späten Vormittag ist dann eine 'Lücke' für mich, mit einer 172er ein paar Runden zu drehen. Scott, mein Instructor, ist im Gegensatz zu seinem Chef sehr sympatisch. Die halbe Stunde, die uns zusteht ist schnell um. Wie ein Speed-Boat rasen wir mit mehr als 45mph übers Wasser. Die Maschine, eine 172er mit 180PS und Constant-Speed-Propeller, fühlt sich im Vergleich zu ihrer Räderausführung nur etwas schwerfälliger an. Trotz der 180ps sind nicht viel mehr als 100mhp Reisegeschwindigkeit herauszuholen. Die riesigen Schwimmer bremsen doch beträchtlich.
Anstatt weiter zu warten, mache ich eine Wanderung zum nahe gelegenen 'Exit-Glacier'. Erst abends, als der Chef höchst persönlich bereit ist, mit mir noch eine Runde fliegen wird mir klar, dass Sympatie hin oder her, diese Flüge hier mehr als aufregend sind. Fast zwei Stunden, fliegen wir im Aufwind der Steilwände durch unglaublich schöne Täler. Am abgelegenen 'Upper-Russian-Lake' landen wir und beobachten Bären, die in der Mündung eines Baches fischen. Und außer uns - nur Natur. Es war wirklich abenteuerlich, auf den Schwimmern des schaukelnden Flugzeuges zu stehen und zu sehen wie am Ufer ein Grizzly in den Wald verschwindet.
Wie erwartet mache ich in seinen Augen vieles 'falsch'.. Ich gebe gerne das Flugzeug her - man kann immer was lernen - und genieße den unglaublichen Ausblick.
Nicht besonders hoch, etwa 4000ft, sind wir bereits großteils auf Gipfel-Niveau und nahen uns einzelner Bergspitzen und Gletscher. Kurze Zeit später kam dann das weite Feld des Harding Ice Field in Sicht. Mir fehlen einfach die Worte... Eis (fast) soweit das Auge reicht, die Gletscher ergießen sich in alle Himmelsrichtungen, einen Eisfall, der aussieht, als würde er jederzeit weitere gigantische Eisbrocken und -spalten erzeugen, gleiten wir ohne Leistung un mit vollen Klappen hinunter um am unteren Ende zu sehen, wie im Nebel des Meeres die Eisberge verschwinden. Phantastisch.
Obwohl es ein Vermögen kostet (ca. 250$ für die 172er!) werde ich heute versuchen noch eine weitere 'Lücke' zu finden....

Kenai Peninsula

Von Palmer aus, durch Anchorage - diesmal mit viel Verkehr und vielen Leuten auf der Strasse - erreiche ich nach wenigen Stunden (wegen der Stopps, den Stop-n-Go's, Flugzeug schauen..) den Turnagain Arm. Eine langgestreckte Bucht im Süden von Anchorage, die so seicht ist, dass sie bei Ebbe fast austrocknet. Es waren bereits viele umspülte Sandbanken, verzweigte Rinnsale und ein breiter Strom entstanden, dessen Flussrichtungen eindeutig erkennbar waren. Das Ufer sieht aus wie das norddeutsche Wattmeer, nur dass hier das Land steil ansteigt und bis in die Hoehen des ewigen Eises ragt. Am Ende der Bucht - oder Anfang? - fließt der Portage Gletscher bis fast auf Meereniveau und ich kann mich zurückhalten eine weitere Bootstour an den Rand des Gletschers zu machen.
Wieder geht die Strasse weiter von den sumpfigen Flussmündungen quer durch die Berge. Die Eisenbahn hat hier einen eigenen Weg, der durch flache Taeler und ein Tunnel angelegt ist.
Abends stellt sich heraus, dass meine Entscheidung, das Float-Rating in Talkeetna zu machen, eine gute war. Am Samstag, also vorgestern, habe ich mich telefonisch in Moos Pass bei der 'Senic Mountain Avivation' angekündigt. Ohne Reservierung weitere Flugstunden zu nehmen war zwar nicht sehr sicher, aber ich kam mir hier etwas deplatziert vor. SMA erhält nicht die gleiche Sympatie, wie Don Lee's Flugschule in Talkeetna. Klar ist, dass alle Geld verdienen wollen, aber hier werden Anfänger sehr eigenartig behandelt. Noch dazu schlecht über andere zu reden, die nicht anwesend sind (in diesem Fall über Don Lee), ist kein feiner Zug. Außerdem wurde ich mehrfach gefragt, warum ich denn nicht in Moose Pass das Rating machen wollte. Ohne es wirklich auszusprechen, ich entschied mich eindeutig für den sympatischeren Verein.
Um vorgestern am späteren Nachmittag nicht nur einfach herumzustehen und zu warten, bis ein Flugzeug frei ist (eine Schulstunde ist billiger als ein Rundflug mit Gästen..) besuchte ich Seward. Es hat durchaus Ähnlichkeit mit Valdez, nur dass hier nicht die Trans-Alaska-Pipelinie endet sonder die 'Alaskan-Rail-Road'. Für die Kenai-Area ist Seward ein wichtiger Handelshafen, Terminal für die 'Alaskan-Marine-Highway' Fähren und natürlich auch Ausgangspunkt für viele Ziele in den umliegenden Fjorden.
Immer wieder zieht es mich in die Nähe der Flugplätze und kurioserweise konnte ich in Seward ein Karibu beobachten, dass gemütlich über die Runway spazierte. Auf meinen Wanderungen durch die Ortschaften finde ich immer wieder, meistens etwas versteckt asiatische Lokale, in denen es viel angenehmer zu speisen ist. Viel zu oft habe ich trotz 'vollwert' so manches schwabblige irgendwas gegessen.

2005-08-06

Higway #1

Im B&B in Valdez treffe ich Leute aus England (Yorksher) und es ist irgendwie absurd, denn deren Englisch klingt so anders, dass selbst sie teilweise Schwierigkeiten bei der Verständigung haben. Ich schwärme von meiner Tour vorgestern während wir gemeinsam frühstücken - und uns über die Preise beklagen..
Dann habe ich es fast ein wenig zu eilig, meinem nächsten Ziel entgegen zu cruisen. Als ich schon durch den Keyston Canyon, ueber den Thomson Pass, am Worthington Gletscher vorbei bin, fällt mir ein, dass ich in Valdez noch ins Museum gehen wollte und mich über die Aus- und Nachwirkungen des Exxon-Valdez Unfalls zu informieren. Es macht einen misstrauisch, wenn etwas schön geredet wird.
Auch wenn ich den Highway von Valdez nach Glannallen bereits gefahren bin ist es wieder eine tolle Fahrt. Die Sicht ist heute klarer und ich kann wieder stundenlang Gegend genießen (Gegend gibt's hier genug..). An der Tankuhr lässt sich fast die Zeit ablesen und obwohl ich keine Probleme beim Autofahren hab' wünsche ich mir manchmal einen Fahrer. Der Anblick der Wiesen - die von oben betrachtet harmlos grün sind - ist wunderschön, wenn man flach über sie hinwegblickt. Die Spitzen der Grashalme färben dann diese sumpfigen Böden in ein leichtes Rosa.
Mit vollen Tanks (übrigens sind die Benzinpreise mein geringstes Problem) komme ich gestern 'nur' bis Palmer, zu oft muss ich das Tempo drosseln oder überhaupt stehen bleiben. Am Matanuska Gletscher spaziere ich dann über das 'ewigen' Eis. Die Formen und Farben, die so ein Gletscher bildet und die sich ständig verändern sind einfach faszinierend. Eigenartigerweise musste ich dafür Eintritt zahlen und irgend einen langen Contract unterschreiben, der - soweit ich es verstanden habe - den Betreiber (es war nicht zu erkennen, was der betrieben hat) von allen Pflichten freispricht und darauf hinweist, dass es gefährlich ist den Gletscher zu betreten / nona.
Zuerst ist der Untergrund schlottrig, dann sandig, dann fast schlammig, wie ein feiner flüssiger Beton und dann fängt der Boden unter den Füssen an zu knirschen. Eis. Die Luft wird merklich kühler und immer deutlicher sind die Spalten und Risse, in denen meisten Wasser läuft, unter den Steinen erkennbar. Tausende kleine Löcher 'brennen' sich nebeneinander ins Eis, wenn die Steine von der Sonne erwärmt werden.
Ich weis nicht zum wie vielten mal sich meine noch in Wien doch teuer erstandenen Trekking-Schuhe bezahlt machen. Auf dem z.B. Gletscher kann ich mich sicher bewegen und merke abends kaum, dass ich sie einen ganzen Tag getragen habe.
Würde ich all die Motive, vom Panorama bis zur Blüte, vom Wasserfall bis zur Wolkenstimmung, vom Karibu zum Corvus Corax wirklich alle abspeichern, käme ich überhaupt nicht vorwärts. Vorgestern auf dem Schiff hab' ich schon gedacht, ich könnte dem Gletscher tagelang zuschauen, mit dem Fernstecher die Wälder nach - nach irgendwas absuchen...
Und wenn sich dann zum x-ten mal nach einer Kuppe wieder ein neuer Blick auftut bleibt die Kamera im Beutel und ich tauche einfach hinein..

Ein großes Ziel liegt noch vor mir: Die Insel Kodiak. Es wäre eine gute Jahreszeit Bären und Lachse, Adler und Fischotter beobachten zu können. Noch ist nicht klar, ob die Zeit dafür reicht, aber den Erzählung nach wirklich (really, really) ein lohnendes Ziel.

2005-08-04

Ein Tag auf See

Ich werde mich nie wieder über irgendwelche Bootstouren beschweren, nie wieder schlecht reden über beleibte Touristen, die ihre noch beleibteren Kinder vor sich her schieben, es einfach akzeptieren, dass eine Tour manchmal der einzige Weg ist, in einem gewissen Zeitrahmen ein tolles Erlebnis zu haben.
Klar war ich schon einmal auf dem Großglockner oder habe einen Gletscher in Island befahren, aber die Tour heute den ganzen Tag gehört zu der Sorte 'that knocks your socks off'! Wahrscheinlich ist keins meiner Fotos was geworden, denn die die spannendsten Augenblicke fängt man mit keiner Kamera - zumindest als 'Nicht-Fotograf' - ein.
Gestern hab ich durch ganz einfaches Fragen in der hiesigen Tourist-Information ganz leicht ein B&B gefunden, das in einem sehr luxuriösem Haus ist. Die Vermieterin hat mir diese Tour empfohlen und ich hatte sowieso vor, zwar von einem andren Ausgangspunkt, mir die direkt ins Meer kalbenden Gletscher anzuschauen. Diesmal hat der Blick auf die Landkarte, in der die Tour eingezeichnet ist, die Dauer von 9 1/2 Stunden rechtfertigt.
Von einem brandneuem Katamaran aus, der nur halb ausgebucht war, gab es jede Menge Natur zu sehen. Schneebedeckte Berge sind ja für uns an sich nichts Außergewöhnliches, aber vom Meerspiegel aus gesehen hat das durchaus eine andere Dimension.
Das Ruderhaus stand offen und machte diesen Ausflug noch kurzweiliger. Einziger Wermutstropfen war der Kapitän im 'VoKuHiLa'-Look, der unheimlich wichtig die Scheibenwischer aus- und einschaltete. Ich weiß, ich werde schon wieder zynisch, aber ich denke, wenn schon jemand mit Menschen zu tun hat, und das hat er in der Tat den ganzen Tag machen müssen, den auf der Brücke war ganz schön was los, dann sollte man sich auch dem entsprechend verhalten (er hätte den Zugang zu seiner Heiligkeit ja auch verwehren können).

Immer wieder war das Wappentier der Alaskaner, der 'Bold-Eagle' (Weisskopf-Seeadler) zu sehen, an den Süsswassermündungen sprangen die Lachse aus dem Wasser, und bei der Rückfahrt blies ein Wal seinen Atem in die Luft. Es war einfach herrlich.
Noch während ich das tippe, sind meine Finger klamm, denn es war ganz schön kalt da draußen, auf See, die Sucht nach immer weiteren Entdeckungen hat mich immer wieder aus der warmen Kabine gezogen. Es regnete den ganzen Tag und ich war froh, dass dieses neue Boot angenehm große Fenster hat.

Jetzt am Abend hab ich noch laichende Lachse beobachtet. Ein wenig außerhalb der Stadt Valdez gibt es eine Plattform über einen Bach. Es ist faszinierend und traurig zugleich, denn zwischen den zappelnden Pärchen im seichten Wasser treiben die bereits verendeten wieder stromabwärts.

2005-08-03

Richardson Highway

Bei der Zimmersuche gestern in 'Delta Junction' wurde mir klar, dass wieder ein schöner Abschnitt bevor stand. An der Tourist-Info habe ich erfahren, dass zwischen Delta-Junction und Paxon, den Richardson Highway Richtung Süden, nichts ist. Nichts.
Ab und zu ist ein etwas grösserer Parkplatz oder ein ausgewiesener Campground, an dem viele RVs (wie die Wohnmobile hier genannt werden) geparkt sind.

Schneller als die erlaubten 55mph will ich gar nicht fahren sonst könnte ich gar nicht schauen. Nur ein paar Sekunden darf ich den Blick von der Strasse abwenden, es könnte jederzeit ein Schlagloch sein - oder ein Eichhörnchen auftauchen. Immer wieder muss ich stehen bleiben um das Panorama zu genießen obwohl die schönen Tage jetzt leider vorbei sind.
In Paxon biege ich nach Westen in den Denali-Highway ein um bis zum Ende der Asphaltstrasse (etwa 25mi) zu fahren. Wieder durchquere ich absolutes Niemandsland und das Auto bringt mich mühelos und sicher alle Steigungen hinauf (und auch hinunter).
Vor mir liegen nach dem Umkehren die Bergketten, die ich zuvor im Rückspiegel hatte. Wieder weiter unten, bevor ich die fast baumlosen Tundra-Berge verlasse, kommt das silberne Band der Trans-Alaska-Pipeline in Sicht, das sich den ganzen Richardson Highway entlangzieht.
Vorbei am Paxon- und dem Meiers-Lake komme ich wieder in Zonen der typischen Permafrost Vegetation, wo im sumpfigen Gestrüpp die schlanke Nadelbäume durcheinander stehen, wie die Grashalme auf einem Stoppelfeld.

Es war eindeutig die schönste Fahrt bis jetzt und auch die weiteste. Nun hab' ich Valdez erreicht und werde mich morgen auf einer 'BOOTSTOUR' wiederfinden (und vielleicht wieder das Durchschnittsalter senken.. :-). Das Ziel sind die Gletscher im Prince William Sund, die bis ins Meer reichen.. - Ahoj

Chena Hot Springs

Wieder hat die Faulheit - und auch mangelhafte Vorbereitung - dazu geführt, dass ich keine Wanderung mache. Es ist einfach so schön, so dahinzufahren, ab und zu stehenbleiben - einfach die Gegend genießen. Immer weniger blecherne Postkästen stehen am Straßenrand und immer weniger Verkehr in dieser Gegend. Und Gegend gibt's hier genug. Vorgestern (also Montag) habe ich bereits vor meiner Goldgeschichte den nördlichsten Punkt meiner Reise erreicht, etwas mehr als 30mi außerhalb Fahrbanks den Steese Highway entlang. Die Schigebiete in dem hügeligen Teil der White Moutains sind nur als offensichtlich gerodete Waldstücke erkennbar. Keinen Anlagen weit und breit. Wahrscheinlich ist es sehr schwer im Permafrost stabile Stützen zu verankern. Wie weich der Boden hier abseits der Strasse ist erkennt man an den vielen Tau-Seen, die weder Zu- noch Abfluss haben. Weil der Boden gefroren ist kann das Wasser auch nicht versickern oder nur langsam die umliegenden Waldstücke tränken.
Wenn die Masten der Stromleitungen nicht verspannt werden, stehen sie bald auch so schräg wie die vielen Bäume, deren Untergrund zu wässrig geworden ist.

...und ich lasse mich durch das heiße Wasser der Cheha Hot Springs treiben...

Weiter geht's nach der Badewannenerfahrung 'in the middle of nowhere' wieder zurück nach Fairbanks und über den Richardson Highway nach Osten. Erst nach der riesigen Eilison Air Force Base, suedoestlich von Fairbanks, wurde der Verkehr weniger und die Strasse schmäler. Wenn man so eine zeit dahinfahrt ohne jemand zu begegnen, auf der einen Seite die endlosen Waldhügel, auf der anderen Seite die ausgewaschene Ebene des Tanana-Rivers kommt auf jeden Fall einen 'on the road'-Stimmung auf. Sobald ich stehenbleibe um ein Foto zu machen, dauert es dann doch nicht sehr lange, bis jemand vorbeikommt.
Immer näher rückt das gewaltige Massiv der Alaska-Range, das ich erneut überqueren werde.
Nach einem ganzen Tag im Auto ist es mir die $10 wert, die das Zimmer mit Dusche mehr kostet, als die Zimmer ohne. An die Preise gewöhne ich mich schon langsam.

2005-08-02

Goldrausch

Jetzt bin ich doch tatsächlich dagesessen und hab so einen Batzen sandiger Erde in Wasser aufgelöst. Ein bisschen verstehen kann man dann die Goldgräber. Es ist wirklich aufregend, nicht genau zu wissen, ist da was drinnen oder nicht. Die Ausbeute ist gering, etwas weniger als 10 Dollar - für 10min waschen...

2005-08-01

Fairbanks

Habe ich doch gerade noch behauptet, ich bestünde darauf, kein normaler Tourist zu sein und doch war es mir $45 wert, bei einer Bootstour mitzumachen, mich dem Programm, das damit verbunden war, auszuliefern. Wie im Kindergarten, schön in Zweierreihe von Station zu Station. Zugegeben, eine bequeme Möglichkeit im Telegrammstil (und fast auf Volkschulniveau) etwas über den Norden zu erfahren.
Am schönsten dabei war eine kleine Demonstration mit Schlittenhunden (auf einer Bootstour...). Susan Butcher's (Gewinnerin eines 'Iditaroad' Rennens - mehr dazu vielleicht später) Hunde beschleunigen den 'Ersatzschlitten' (so einem Allrad-Ding, ATV genannt) in ein paar Sekunden auf gut 30 km/h. Und die halten das stundenlang aus..!
Die üblichen Scherze des Tourguides führen zum üblichen Gelächter der Truppe, deren Durchschnittsalter ich durchaus senken konnte. Von einer 3 1/2 stündigen Fahrt hätte ich erwartet etwas mehr in unbewohntes Gebiet vorzudringen. Einmal um's Eck in ein Schaudorf zu fahren war hart an der Grenze des Erträglichen. Immerhin etwas über die 'Athabaskan Indinas' erfahren.
Viel informativer war oder wäre da der Besuch des 'Museum of the North' gewesen, wenn ich besser englisch verstehen würde. Zu viele Texte zu den verschiedensten historischen Ereignissen durchackern ist auch nicht so meins. Russen, Japaner sowie Indianer und Eskimos, die ja wieder aus vielen Gruppen bestehen haben in diesem dünn besiedeltem Eck der Welt eine Rolle gespielt. Die genauen Zusammenhänge verstehe ich nicht aber eines ist klar: zuerst der Goldrausch und jetzt das Öl haben der Urbevölkerung schwer zugesetzt.
-- to be continued --

2005-07-30

Weiter Richtung Norden

Wie gesagt, das Programm ist abgeschlossen. Jetzt kommt der Urlaub. Ich bin fast ein wenig schneller als geplant unterwegs, denn die Wettervorhersagen lassen einen Besuch des Denali-Nationalparks am Wochenende fast unmöglich erscheinen. So beschließe ich noch am Donnerstag aufzubrechen.
Irgenwie schade, gerade wenn's gemütlich wird, wenn mich der Kellner im Roadhouse wiedererkennt, am Flugplatz noch ein Tail-Tragger Rating auf mich wartet, den neuen Freunden auf Wiedersehen zu sagen. Wer weiß, ob ich die je wiedersehe. Wahrscheinlich passiert das noch öfter.
Nach gut zwei Autostunden nordwärts miete ich mich in den Lazy-Cabins ein, und zappe gespannt von einem Kanal zum nächsten um ja alle Wettervorhersagen mitzubekommen. Natürlich kommt mir noch ein Spielfilm unter, der - oh höre und staune - ohne Werbung über Satellit zu empfangen ist. Erstaunlich. Nach elf ist es immer noch so hell, dass ich gerne die Vorhänge zuziehe.
Freitag morgens ist das Wetter wirklich wie vorhergesagt. Es mag als nicht besonders aufregend erscheinen, in einem Bus durch den Park kutschiert zu werden. Aber die kleine Gruppe, die mit mir die selben Tour gemacht hat, teilt durchaus mein Empfinden. Mann muss wirklich gut vorbereitet und in guter Form sein, wenn man auf eigene Faust den Lebensraum von Wölfen, Grizzly's, Karibus, und den berühmten nordamerikanischen Elchen betritt. Es sind auch gar nicht so viele, die sich das 'antun'. Den Tag verbringe ich also im Bus, der immer wieder stehenbleibt, wenn etwas Aufregendes zu sehen war. Jeder konnte sich kaum entscheiden, wohin man blicken sollte. Ich erinnere mich an den Krueger Nationalpark in Südafrika, der einfach riesig ist und man immer etwas Glück haben muss, um ein Tier zu entdecken. Im eigenen Auto wird das doppelt schwierig weil man ja auf die Strasse gucken muss..
Ich genieße die Fahrt, die den ganzen Tag dauert, uns tief in das Tundragebiet (etwa 100km) bringt. Immerhin sechs von den ca. 400 hier lebenden Grizzly's (das ist mehr als 1%!) gab es zu sehen. Der einzige nachteil so einer Tour ist natürlich, dass man nicht einfach so stehenbleiben kann. Die paar Fotos mit dem 600er-Tele werden wohl auch nicht besonders (werden), zu düster und wolkenverhangen waren die Lichtverhältnisse. Und dafür braucht man normalerweise ein Stativ.
In Healy, noch weiter nördlich bin ich dann einfach zu faul um herumzusuchen und akzeptiere die geschmalzenen $135 für eine luxuriöse Hütte. Nach einem Tag voller Motorengeräusch (der Bus war nicht gerade leise) war mir diese abseits gelegene Bleibe willkommen. Zu finden ist immer was. Jeder Motelbetreiber oder die von den vielen 'Cabins', weis jemand anderen wenn er selbst ausgebucht ist.

Auch an der Steilheit, wie hier die Satellitenschuesseln montiert sind erkennt man, wie weit nördlich das Gebiet ist. Die Tageszeit lässt sich kaum schäzen und es wird immer später....
Um ein wenig Geld zu sparen mache ich mir in der Hütte selbst Frühstück und bleibe den ganzen Vormittag. Die Vorhersagen stellen sich als richtig heraus und es regnet 'Katzen und Hunde'. An einen weiteren Tag im Park ist nicht zu denken.
Das Autofahren macht mir nichts aus - auch im Regen ist es hier nicht so schlimm -, wie mit einem Autopilot cruisen hier alle mit Tempomat gleich schnell. Ich werde so gut wie nie überholt und muss es selbst praktisch auch nie tun.
Ein kleiner Stopp in Nenana bestätigt mein Vorhaben weiter Richtung Faibanks zu fahren. Aus den Bergen heraußen, hat es in Nenana bereits fast 62 Grad Farenheit (etwa 16 Grad Celsius). Der Regen wird schwächer, und wenn die Bäume einen Blick in die Ferne frei geben, sehe ich bereits sonnige Stellen. Die Fahrt quer durch die Alaska Range geht durch immer grünere Wälder. Langsam mischen sich dazu die schlanken, wolligen Nadelbäume, die wie Stalagmiten aus dem Gebüsch der Tundra ragen. Ich kenne mich da ja überhaupt nicht aus in der Pflanzenwelt, nur ab und zu kann ich etwas identifizieren (Birkenwalder sind genau so leicht zu erkennen wie Eichhörnchen). Auf jeden Fall atemberaubend sind die Blicke über die weiten Ebenen, durchzogen mit Flüssen und der Horizont ist praktisch nicht erkennbar, verschmilzt mit dem Himmel.

Im historischen Städtchen 'Ester', kurz vor Faribanks bin ich direkt froh, dass noch alles geschlossen hat. Ein grosser Parkplatz und die Infos aus dem Reisfuehrer lassen ahnen, was hier los ist, wenn die Gift Shop's und Saloon's offen haben. In einer kleinen Bar etwas abseits gefällt's mir da schon viel besser. Ich komme mit 'Eingebohrenen' ins Gespraech und bestehe fast drauf kein normaler Tourist zu sein. Trotzdem werde ich meistens schnell als ein Alien erkannt...

Ganz in der Nähe des Flugplatzes in Fairbanks (ich kann's ja nicht lassen) finde ich ein Zimmer um nur $75! Dafür gibts Frühstück und Internet. Hier kann ich zwar keine Fotos einspielen, dafür gibt's diesen Roman ;-). Viele Dank für eure Reaktionen! Ich bin froh, dass ich ein wenig 'verfolgt' werde. Weitere Infos folgen sicher, sofern ich Zugang habe.

2005-07-28

Talkeetna, CLB (Christiansen Lake Base)



Jetzt war ich doch ganz schön beschäftigt in den letzten Tagen. Habe gerade meinen Prüfungsflug absolviert. Hurra! Ich hab' zwar keine Ahnung wofür diese Lizenz gut ist.. aber ich bin doch froh dass ich es geschafft habe und gelernt hab ich viel. Mit einer Piper PA22S-160 und einer sehr netten Instruktorin aus Oregon, drehte ich hier meine Runden. Es ist jedesmal aufregend, wenn die Bäume näherkommen, und das Ding wie ein Speed-Boot über den See rast. Sobald man in der Luft ist sieht man eine schöne Weite, die - Gott sei Dank - mit vielen Wasserstellen und Flüssen durchsetzt ist, dass man das Gefühl hat trotz der gewaltigen Größe genügend Notlandemöglichkeiten hat. Das Flugzeug lässt sich ganz gut steuern. Allerdings ist immer ein Auge auf der Kugel und die Füsse sind ständig im Einsatz. Ich hätte nie gedacht dass es fast am schwierigsten ist, auf einem spiegelglatten See (bei Windstille) zu Landen. Sobald man wenige Meter über dem Wasser ist, kann man die Höhe nicht mehr richtig schätzen. Wirkliche Probleme habe ich aber dank all meiner bisherigen Fluglehrer nicht.

Es ist unglaublich schön hier, treffe lauter nette Leute, und kann mich am Panorama des MtMcKinley Massivs nicht satt sehen (sofern das Wetter es erlaubt). Auf dem Foto mit der N8033D ist Neil zu sehen, ein Suedafrikaner, der in Sigapore lebt und in Malaisen fliegt. Wir konnten uns gut unterhalten und zusammen lernen.

Ein lustiges Schild (eins von den Dingen, die Sinn machen...) habe ich hier in Talkeetna an der Ausfahrt vom Flughafen entdeckt:

2005-07-24

Anchorage

Don, der Chef der Flugschule, hat mich am Telefon schon 'gewarnt': "Anchorage is just another big city" und irgendwie hat er recht. Nur sieht alles viel sauberer, neuer, kleiner, übersichtlich aus. Überall wo es möglich ist, zieht sich das Straßenraster durch die Stadt und dadurch fällt die Orientierung nicht besonders schwer. Ich kann das Motel leicht finden und 'cruise' mit dem kleinsten Auto, das zu bekommen war - ein 2,2l Pontiac Sunfire -, durch die Stadt; quasi eine Stadtspazierfahrt. Natürlich darf dabei der Besuch des Lake Hood nicht fehlen. Unglaublich wie viele Wasserflugzeuger dort herumstehen/-schwimmen. Ein Caravan Amphibian nach der anderen, Pipers, kleine Cessnas, grosse Cessnas, was weis ich, was da noch alles herumsteht. Allerdings auch teilweise in bedenklichem Zustand...

A. I.

...steht hier eigentlich für 'American Immpressions'. Viele Dinge hier machen Sinn, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier viele andere Dinge nicht nur keinen Sinn machen, sondern geradezu bescheuert wirken. Einerseits sind sie freundlich, die Amis - hier in WA -, man wird allerorts freundlich begrüsst. Andererseits müssen sie sich gegenseitig für unfähig halten so manche Dinge zu checken. Überall sind Schilder, vorwiegend mit Regeln und Verboten. Die allgemeine Panik vor Feuer ist hier so offensichtlich.. sind hier so viele Pyromanen (schreibt man das so?) - Andere Länder, andere Sitten -
Genau wie hier am Flughafen vor meinem Weiterflug nach Anchorage. Zuerst nehmen sie mir das Feuerzeug ab und dann wird in unerträglich kurzen Abständen über Lautsprecher vor Feuer gewarnt. Das nervt. So, als würde mir jemand mit einem Megaphon gegenüber sitzen und ständig brüllen "Hallo, mein Name ist Sergant SoWieSo, ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich..!", oder so ähnlich - und das alle paar Minuten! Ist ja gut, Sicherheit kommt jedem zu Gute, aber muss das so lästig sein wie ein amerikanischer Werbespot? Ansichtssache.
So übertrieben wie mit den vielen Schildern ist auch beim Essen und trinken. Jeder kennt den Kaffeebecher mit Deckel wo draufsteht 'HOT!' - und der ist wirklich so heiß... eh schon wissen. Umgekehrt holt man sich Erfrierungen bei den 'Erfrischungsgetränken'.

...wieder einmal rutscht mir auf die Frage "Do you speak German?" "Yes a little bit" heraus...

2005-07-23

Sleepy in Seattle

Ein weiteres Mal nütze ich das All-Day-Ticket um wieder nach Downtown zu gelangen. Zurück an der Waterfront mache ich mich auf die Suche nach einem Platz für das Dinner. Das Meer riecht hier gar nicht so schlecht; überall stehen Möwen in der Luft. Nur das ständige Getöse des 'Alaskan Way Viaduct' Highways stört die Hafenidylle. Meine Wahl viel dann auf ein typisch amerikanisches 'Bar&Grill' Restaurant, aus dem angenehme Musik und angenehmer Duft strömt. In der Hoffnung ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen, warte ich 'to be seated'. Das Essen fällt dann trotz hohem Preis kleiner, und trotz gepfefferter Grillkartoffeln geschmackloser aus als erwartet (werde wohl doch lieber asiatisch essen). Nur das Bier hat vertrauten Geschmack.

Genau so wie sie erwachtet die Stadt (für mein Gefühl spät) so schläft sie sehr früh ein an diesem Samstag. Zu mindest hier in Downtown. Die wenigen Leute verstecken sich in gut bewachten Clubs oder Restaurants, die von außen manchmal als solche nicht erkennbar sind. Irgendwo steht ein einsamer Nachtwächter vor einer offensichtlich zu schützenden Immobilie und dem doch noch herrschendem Straßenlärm überlagert heult ein paar Blocks weiter eine Sirene.
Ich wollte noch einen Jazz-Club aufsuchen, dort war aber eine geschlossene Veranstaltung und mangels Vorbereitung und ausreichender Energie beschließe ich den Tag zu beenden.

Market Place, Museum of Flights

Ein Labyrinth aus Gebäuden, Stiegen, Ständen wo eine Fülle verschiedenster Waren angeboten werden. In einem versteckt gelegenen Thai-Food Restaurant genehmige ich mir die erste richtige Mahlzeit auf amerikanischem Boden.
Leider musste ich den Plan, die Montagehalle der Boeing 777 zu besuchen, fallen lassen (Sa. geschossen..). Das 'Museum of Flights' entschädigt mich aber dafür sehr. Einfach so hineinspaziert (die Kasse war so versteckt..) erhalte ich dann sogar eine Sonderführung - quasi 'behind the sceenes' - durch das gerade neu entwickelte Ausbildung-Center für Controller und Piloten. Eine tolle Sache, die jeweils aus passenden Aufgaben und Kursvariationen für die bestimmten Altersgruppen besteht. Ein gewisses Highlight war dann auch einmal die Concorde aus der Nähe betrachten zu können.
(irgenwie schon lustig, x-1000 km in eine sicher tolle Stadt zu reisen um dann dort wieder am Flugplatz rumzuhängen.. :-)


@ Space Needle

Die Ohren blubbern noch leise. Immerhin hat das Langstreckenflugzeug fast 40000 Fuß (12000m) in weniger als einer halben Stunde abgebaut. Vor dem Hotelzimmer zischt der erste Flieger mit Getöse in den Himmel. Ob das eine gute Idee war ein so ein billiges Zimmer zu nehmen? Bis ich richtig müde bin muss ich noch ein wenig durch die TV Kanäle zappen. No Comment.
Schließlich komme ich dann doch zum Schlafen und konnte trotz Hunger bis halb Acht 'durchhalten'. "Do you know, where the downtown bus stop is?" "Yes!" - nix weiter - erlaubt sich der freundliche Chinese am Empfang des Motels. War ja eigentlich nur ein kleiner Versuch ein wenig Smalltalk zu führen, denn ich wusste es bereits..
Wie üblich in Amerika verbrannte ich mir fast den Mund mit dem sonst durchaus trinkbaren Kaffee. So ein wenig gestärkt bestieg ich den Bus Nr. 174 und lies mich fast eine Stunde durchschütteln. Von einer pulsierenden Metropole war dann eigentlich nicht viel zu bemerken. Wahrscheinlich kann man anderswo vor neun auch die Gehsteige hochklappen. Dementsprechend mühsam war es dann ein Frühstück zu finden. An der Waterfront rollten Homeless ihre Habseligkeiten zusammen, streckten sich während sie um ein paar Nickles und Dimes bettelten. Ich werde wohl noch ein wenig warten müssen bis die Stadt erwacht. So ein richtiges "Wow" blieb bis jetzt noch aus. Zu viele 'Towers' und 'Buildings' mit undurchsichtigen Glasfassaden habe ich schon gesehen. Der strenge Straßenraster führt ähnlich wie in San Francisco zu teilweise unglaublichen Steigungen (sicher 25% und mehr).
Bei einem der vielen Starbuck's gestärkt beschloss ich zur Space Needle zu wandern. Ein herrlicher Ausblick - wie beim Fliegen :-)
Dann erwacht die Stadt doch und ich bin so den mitlerweile enormen Warteschlangen entgangen.


2005-07-22

Deja Vu

Obwohl ich mit gut einer halben Stunde Verspätung in Kopenhagen eintreffe verläuft der Transfer stressfrei. In der 'Quiet Zone' fiept Techno aus einem Laptoplautsprecher.. Manche Leute können zwar mit PC's umgehen, beim Lesen und Rücksicht nehmen auf andere Leute happerts..
Doch wiedererkennbar ist das weitlauefige Flughafengebäude des CHP Airports. Es fast unglaublich wieviele Menschen sich an einem frühen Nachmittag unter der Woche an den einzelnen Gates drängen. Es ist Urlaubszeit, denn in dem bunten Gemisch der Touristen sind nur wenige mit Anzug und Aktenkoffer; Business-Ladys sind's noch weniger.
Das turbulente Wetter in den letzten Tagen hätte eigentlich einige Luftbewegungen erwarten lassen. Nichts störte jedoch die ruhig in der Luft liegenden MD81.
Der Start mit dem sehr viel maechtigerem Airbus 340 war über die Viedeoanlage gut zu beobachten. Man konnte genau sehen, wie nahe das Ende der Startbahn kommt wenn so ein Riesenvogel die Reise übers grosse Wasser antritt.
Der immer kleiner werdende tänzelnde Schatten hat keine Mühe uns zu folgen und beruhigt sich, so bald wir das Wasser erreichen. Schiffe ziehen feine kreuzende Linien über das Meer und die aufgelockerte Cumulusbewölkung wechselt langsam zur Stratusbewölkung, die dann immer weiter nach unten sinkt. Zwischendurch sind in Norwegen die Fjorde erkennbar -wie Fraktrale in die Landschaft gezeichnet- und ziehen in Zeitlupe vorbei... fliegen ist schön..
Trotzdem interessiert mich diesmal das vordere Ende dieses fliegenden Monstrums, von diesem Wunderwerk der Technik, von dieser Missachtung jeglicher Entfernung, nicht wirklich. Man kommt ein wenig ins Grübeln, wenn man so über Grönland hinwegdonnert und noch mehr als sechs Stunden Restflugzeit am Monitor angezeigt werden.

2005-07-21

Aufbruch

Aufbruch? Was bricht auf? Die gewohnten Abläufe? Die alltäglichen Ereignisse? ..die bleiben jetzt wohl untergeordnet. Die Wohnung ist versorgt (und teilweise auch bewohnt) und der Postkasten sollte auch nicht übergehen. Mit den Wünschen meiner Freunde begleitet fällt der Aufbruch, die Abreise leichter.
Noch ein letztes Mal wird die Checkliste durchgegangen und so manches Teil wieder herausgenommen und durch ein anderes ersetzt. So ergibt sich eine durchaus tragbare Menge an Reisegepäck bestehend aus einer Reisetasche, einem Rucksack und dem Fotoapparat. Das ist alles? Klar, das wichtigste ist der Reisepass, die Tickets und die Kreditkarte... (globale Welt). Bei einer Fahrt nach Oberösterreich übers Wochenenden habe ich durchaus mehr Gepäck.
Zugegeben, es steigt die Aufregung und Anspannung, die dann hoffentlich in angenehmes Abenteuer-Feeling übergeht.
Um einem eventuellem "Schock-Cooling" entgegenzuwirken, sehe ich auf den entsprechenden Wetterseiten im Internet ganz gute Vorhersagen; "Mostly Sunny" bei 21 Grad, gerade richtig für einen ausgedehnten Spaziergang durch Seattle. Für Anchorage wird ähnliches gemeldet. Mit einem Dach über dem Kopf (Auto), halbwegs festen Schuhen kann das ja kein Problem sein.
Ich freu' mich schon..

2005-06-28

Reiseroute

Vorläufiger Ablauf
DatumTagZeitOrt
2005-07-22Fr11:15 – 12:55Wien -> Kopenhagen


15:50 – 16:50Kopenhagen -> Seattle
2005-07-23Sa
Seattle
2005-07-24So09:22 – 11:56Seattle -> Anchorage
2005-07-25Mo
Anchorage -> Talkeetna
2005-07-26Di
Float Rating
2005-07-27Mi
Float Rating
2005-07-28Do
Float Rating
2005-07-29Fr
Denali National Park
2005-07-30Sa
Denali National Park
2005-07-31So
Denali National Park
2005-08-01Mo
-> Fairbanks
2005-08-02Di
Fairbanks
2005-08-03Mi
-> Circle City
2005-08-04Do
-> Fairbanks -> Tok
2005-08-05Fr
-> Glenallen
2005-08-06Sa
-> Palmer, Anchorage
2005-08-07So
-> Moose Pass
2005-08-08Mo
-> Kenai
2005-08-09Di
-> Homer
2005-08-10Mi
-> Anchorage
2005-08-11Do12:44 – 17:07Anchorage -> Seattle


18:55Seattle ->
2005-08-12Fr-13:25-> Kopenhagen


14:35 – 16:05Kopenhagen -> Wien

2005-06-10

Vorbereitung

Die Bendenken schwanden. Langsam fühlt sich auch das zweite Bein in der Nähe das Polarkreises. Sobald man einmal die Tickets in der Hand hält, hat das Projekt schon sehr deutliche Formen.
Direkt erstaunt war ich über meine rasche Entscheidung, bei der Anreise zwei Nächte in Seattle zu verbringen. Alleine in eine Stadt zu reisen, war eigentlich nie so mein Ding. Nun komme ich aber doch mittlerweile mit der englischen Sprache ganz gut zurecht, werde versuchen diese Unabhängigkeit zu genießen und ich kann durch diesen Aufenthalt das eigentliche "Ankommen" etwas verzögern. Für mich ist es nur aus Gründen meines Urlaubes notwendig, möglichst rasch an mein Ziel zu kommen. In 20 Stunden am anderen Ende der Welt - ist eigentlich verrückt.
Aber wer weis, ob ich jemals wieder nach Seattle komme. Es ergibt sich sofort ein ehrgeiziges Programm für den kurzen Aufenthalt (u.a. natürlich die Space-Needle und das Boeing-Museum sowie die Waterfront im International District).

2005-06-07

Einleitung

Daniel hat Geburtstag und er bekommt von mir ein Buch über Flugzeuge aus aller Welt. Auf einer der ersten Seiten ist eine der atemberaubenden Aufnahmen eines Wasserflugzeuges, das sich direkt harmonisch im Dunst der Wasserfläche versteckt, als würde es Teil der Natur sein. Dabei denkt man natürlich nicht an den Lärm den das Flugzeug verursacht, sondern an die Stille, die höchstens durch die Laute der Wildnis, durch das Rauschen des Windes oder das Plätschern des Wassers unterbrochen wird.
Zu dem Zeitpunkt, als ich das Buch für meinen Neffen gekauft habe, verdichten sich meine Vorstellungen und Pläne über die - aus heutiger Sicht sehr wahrscheinliche - bevorstehende Reise. Immer kleiner werden die Bedenken, das alleine nicht zu schaffen. Aber mit einer 24 Stunden lang gültigen Reservierung fühle ich mich schon mit einem Bein am anderen Ende der Welt. Schnell häuften sich die Bücher und Karten, wurden die Regale der Bibliothek durchsucht... die Vorfreude ist ein guter Motor, der mich in Bewegung hält.
Natrülich hab' ich mir viel Gedanken gemacht, wie ich so eine Reise dokumentieren soll. Zuerst dachte ich an Viedos. Eine supertolle Spiegelreflex Kamera wäre natürlich auch nicht schlecht. Die vielen Fotos (und ein paar Viedos), die ich bereits sah, relativieren aber schnell das Vorhaben. Zum einen bin ich weder Fotograf noch Kameramann, zum Anderen weis ich über den großen Aufwand, das gesammelte Material zu ordnen (schneiden), nur zu gut Bescheid.

So entschied ich mich für das Schreiben. Und dies soll der Anfang möglichst vieler Erlebnisberichte meiner Alaska-Reise sein, hier soll sich meine Spur verfolgen lassen und ich werde mich über jeden Kommentar freuen.